„Wie können sich junge Frauen von heute noch darauf verlassen, dass irgendwann ein Mann für sie und die Kinder sorgt?“ so die etwas ungläubige Frage einer Teilnehmerin der Veranstaltung „Wer ernährt die Familie?“, zu der die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) am vergangenen Montag in Celle eingeladen hatte. Die Ergebnisse des DGB-Projektes „Familienernährerinnen“ zeigen,

dass bereits in jedem fünften Mehrpersonenhaushalt in Deutschland Frauen das Haupteinkommen der Familie beziehen – etwa die Hälfte von ihnen als Alleinerziehende. Doch was bedeutet es für eine moderne Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik, wenn Frauen unter anderen Arbeits- und Lebensbedingungen ihre Familien ernähren, als dies Männer tun (können)? Dieser Frage gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen mit Isabel Eder (Familienernährerin, IGBCE), Kirsten Lühmann (SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Celle/Uelzen) und Sabine Mix (Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Agentur für Arbeit Celle) nach. Drei zentrale Forderungen standen dabei im Mittelpunkt, so die Organisatorin und Moderation der Veranstaltung, Isabel Beuter: „Wir brauchen eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen durch Erwerbsarbeit, Frauen und Männer müssen in die Lage versetzt werden, Beruf und Fürsorge zu vereinbaren und einseitige Rollenbilder für beide Geschlechter gehören überwunden“. Und Kirsten Lühmann ergänzt: „Mindestlohn, flexiblere Kinderbetreuung statt Betreuungsgeld und eine bessere Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher, die unseren Kinder moderne Rollenbilder vermitteln sollen, gehören daher zu den Forderungen der SPD“. Doch gerade die Überwindung von Geschlechterstereotypen scheint dabei das dickste der zu bohrenden Bretter zu sein. Die Veranstaltung diente daher auch der Sensibilisierung dafür, dass sich das Modell des männlichen Familienernährers und einer dazu verdienenden Frau zunehmend überholt hat.